Film, Flucht & Interkultur

Die rasant gestiegene Zahl an Geflüchteten in den vergangenen Jahren brachte bundesweit zahlreiche Hilfs- und Integrationsangebote hervor. Kurzfristig konzipierten auch die deutschen Filminstitutionen, viele Filmemacher/innen und Filmvermittler/innen vielfältige Projekte. Zu Recht: Als niedrigschwelliges visuelles Medium kann Film Menschen zusammenbringen, sei es bei der Produktion oder im Kinosaal. Zudem wächst von Seiten der Kultur- und Bildungspolitik stetig der Anspruch an die Vertreter von Kulturinstitutionen, an der gesellschaftlichen Herausforderung von Integration mitzuarbeiten.

Die Tagung Film, Flucht und Interkultur lud die in der Filmvermittlung Aktiven dazu ein, gemeinsam inne zu halten, und einen selbstkritischen Blick zurückzuwerfen.

Eine Kooperation des Deutschen Filminstituts und der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut. Die Veranstaltung fand im Rahmen des 39. LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans statt.

Tagungskonzeption: Christine Kopf und Vanessa Aab (DIF) | Katrin Willmann und Jan-Philipp Kohlmann (bpb)

Filmgespräch mit Basmeh Soleiman und Sami Hussein, zwei der jungen Regisseure des Films “Life on the Border” (Syr/Irq 2015) und ihrem Regie-Mentor Shaho Nemati

Gespräch mit Saida Abdi Vom Children’s Hospital’s Refugee Trauma and Resilience Center (RTRC) in Boston

Filmvermittlung in Kurdistan / Irak

Der berührende und in seiner Form einzigartige Film Life on the Border spielt in der autonomen Region Kurdistan in einigen der vielen Flüchtlingslager, die im Sommer 2014 nach dem überfallartigen Einmarsch vom IS in Syrien und im Irak entstanden. Hauptsächlich Frauen und Kinder leben hier, während viele Männer und kinderlose Frauen als Peschmerga weiterhin in den Bergen kämpfen. Seit dem Aufstieg von ISIS wurden zahlreiche journalistische Filme über die Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern gedreht. Doch Life on the Border ist kein weiterer Film über Flüchtlinge, sondern ein Film von geflüchteten Kindern und Jugendlichen selbst, die ihre Geschichten mit Unterstützung des international renommierten Regisseurs und Produzenten Bahman Ghobadi und seinem Team filmisch umsetzten.

Bei einer Reise in den Irak konnte ich mich persönlich davon überzeugen, dass die Arbeit, die mit Life on the Border begonnen wurde, trotz aller Widrigkeiten vor Ort kontinuierlich fortgeführt wird. Bei meinem Besuch in Flüchtlingslagern in Erbil und nahe Mossul erlebte ich gemeinsam mit Bahman Ghobadi, welchen unmessbaren Wert die kreative Filmarbeit für die Jugendlichen und ihre Familien hat. Wir freuen uns auf das Folgeprojekt!

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Kultur mit Allen?! – Kulturelle Bildung in der Migrationsgesellschaft

Moderation des Forums Kraft der Bilder 


Gemeinsam mit der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen veranstaltete die KulturRegion Frankfurt RheinMain im Januar 2017 einen Fachtag zum Thema Kultur mit Allen?! – Kulturelle Bildung in der Migrationsgesellschaft.

AkteurInnen und ExpertInnen aus allen Kultur- und Bildungsbereichen, aus der interkulturellen Arbeit und der Verwaltung waren eingeladen, sich über Angebote Kultureller Bildung vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels auszutauschen. Wie sehen geeignete Begegnungsräume aus? Wie wird die Bildungsarbeit den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten gerecht? Und was ist der Schlüssel zu umfassender kultureller Teilhabe?

Mise en Images

Das Bildpotential im Zeitalter des digitalen Hybridfilms (2015)

Karl Prümm forderte 2004 einen Paradigmenwechsel in der Fokussierung der Filmwissenschaftler, die klassisch auf der Mise en scène  lag und stattdessen auf die „Mise en images“  gelenkt werden sollte. Dieser Forderung liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Kamera jene Instanz sei, der die Ästhetik des Films wesentlich entstammt. Die Aktualität dieses Gedankens zeigt sich heute in der Problematisierung des Medienwechsels von klassischer Kinematographie zum digitalen Filmbild, welches die Kamera als alleinigen Bildproduzenten durch teilweise computergenerierte Bilder abgelöst hat. Anhand der Analyse zweier Spielfilme, deren Ästhetik sich an der ambivalenten Schnittstelle von klassischer und digitaler Bildgestaltung bewegt, soll das Konzept einer fotografischen Filmanalyse aktualisiert werden.

ISBN 978-3-86938-077-3, ISSN 2197-0254

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Film & Zeit

Kinematographische Zeitmontagen | Zur Entwicklungsgeschichte des Kinos (2014)

„Hier wird die Entwicklungsgeschichte des Kinos aus dem engen Korsett der Filmgeschichtsschreibung herausgelöst und, wie es richtig ist, in die Strömungsgeschichte der künstlerischen Ausdrucksformen insgesamt rückgeführt.“ Alexander Kluge

Um 1900 wurde der Aufstieg eines neuen Mediums gefeiert, das seinen Zuschauern etwas nie Dagewesenes präsentierte: Das bewegte Bild der Kinematographie überschrieb alle bisherigen Formen von medialer Bewegungsdarstellung, indem es sich die Dimension der Zeit auf radikal neue Weise zu nutzen machte. Das Neue kreierte sich jedoch nicht nur aus sich selbst heraus, sondern knüpfte ästhetisch und strukturell an die Traditionen älterer Künste und Medien an. Diese Dialektik der medialen Evolutionsgeschichte wird zum Leitgedanken beim Versuch, die Entwicklung des Kinos von seiner Entstehung bis zum Anfang der 1960er Jahre unter Aspektierung der Zeitdarstellung nachzuzeichnen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Montage, die nicht nur die zeitlichen Grundkoordinaten des Filmmediums bestimmt, sondern auch die Gestaltung von Zeitlichkeit im Film verantwortet.

ISBN 978-3-89472-876-2

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Pink Body (D 2010)

Tanzperformance gegen Neo-Nazis, dokumentiert auf Kodak 8 mm, black&white, gedreht auf rechter Demo in Berlin.

Performance: Vanessa Aab | Kamera: Jakob Kijas

Diese Performance ist der Versuch, Hass mit Liebe zu begegnen und aus dem Element der Irritation ein politisches Instrument zu kreieren. Weitere Utensilien und Fertigkeiten, die benötigt werden, um Neo-Nazis der Lächerlichkeit preiszugeben: ein pinkes Glitzerschwert aus Plastik, ein weißer Spitzenbody und die Verinnerlichung der Bewegungsabläufe von Carmen Electras Aerobic Striptease.

!Hinsehen!

Ein Projekt initiiert von Vanessa Aab, weitergeführt von Katrin Hamann und Franz Betz. Eine Kooperation mit dem Hannoveraner Verein Janusz Korscak – humanitäre Flüchtlingshilfe e.V. mit freundlicher Unterstützung des ASTOR Hannover, das den Kindern und Jugendlichen unvergessliche Filmmomente mit Popcorn bescherte.

Film & Malerei

Kunst im Film | Die Malerei Edward Hoppers und die Filme von Wim Wenders

in: Jahrbuch für Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2009 | Vergegenwärtigung

ISBN 978-3772083303

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Découpage (D 2008)

Experimenteller Kurzspielfilm, gedreht auf Kodak 8 mm, black&white, Laufzeit ca. 9min, gedreht in Paris.

Produktion, Buch & Regie: Vanessa Aab & Jakob Kijas | Performance: Vanessa Aab | Kamera: Jakob Kijas

Découpage ist ein Film übers Filmemachen und Filmesehen, über ein Geschlecht in der Begegnung mit sich selbst, der Welt und den Bildern dieser Welt. Es wurde mit einer offenen Drehbuchform und gefundenen Ereignissen, évènements trouvés, gearbeitet.

Presse

„Gleich einer frühen überdrehten Stummfilmdiva treibt es die Protagonistin mehr oder weniger im Takt zu einem wilden Balkan-Beats-Akkordeon in grobkörnigen Bildern durch die Straßen von Paris. Im Fokus einer verwackelten Schwarz-Weiß-Handkamera fällt sie, wie auf einer manischen Suche, Fremden zum kurzen Tanz in die Arme, badet im Brunnen vor der Pyramide des Louvre, irrt durch die Gänge der Metro oder reitet die hysterisch dreinschauenden Karussellpferde vor Sacré Coeur. Eine Atempause gönnt sie sich – und uns – mondän posierend im Café oder topless mit erigiertem Dildo im Waschsalon.“

Katalog Teddy Award, Berlinale 2008

For Fuck Sakes (D 2005)

Experimenteller Kurzspielfilm, gedreht auf Video | Laufzeit ca. 4min

Regie, Performance & Kamera: Vanessa Aab & Jakob Kijas

Weibliche Stereotype verursachen ausweglose Situationen und  werden durch standardisierte Spiegel von Persönlichkeiten in diesem Kurzfilm angeklagt. Bild und Ton gehen zunächst konform, bevor sie sich an Dramatik und Geschwindigkeit zu übertreffen versuchen. Die Musik wird zum narrativen filmischen Element und ein Kleiderbügel zum mysteriösen Bedeutungsträger.